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Autonomes, elektrisches Shuttle in der Hofer Altstadt Foto: PantheraLeo1359531 Lizenz: CC-BY 4.0

Woran hakt es noch beim autonomen Fahren?

Bei BeIntelli forschen wir an der Zukunft des Autos. Sicher ist: Autos werden autonom fahren können. Aber bis es so weit ist, müssen noch einige Probleme gelöst werden.

Die Zukunft des Autos liegt klar vor uns: Personenkraftwagen werden einen Elektromotor haben, Lkw vielleicht auch mit Wasserstoff angetrieben. Und egal ob Pkw oder Lkw, sie werden keinen Fahrer und keine Fahrerin mehr benötigen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Menschen werden weiterhin Autos nutzen, aber seltener ein eigenes besitzen. Autonom fahrende Autos werden weniger Unfälle verursachen, weil es keine betrunkenen, übermüdeten oder rasenden Menschen mehr hinter dem Lenkrad gibt. Die Fahrzeuge werden weniger Platz benötigen, weil die Abstände auch auf der Autobahn bei höherer Geschwindigkeit verringert werden können und sie werden weniger Energie verbrauchen, weil sie ihre Fahrweise optimieren können. Und wann wird es so weit sein? Morgen noch nicht, es wird noch etwas Zeit brauchen, bis autonome Fahrzeuge das Straßenbild bestimmen, denn es gibt noch ein paar Probleme zu lösen. Wir beim DAI-Labor an der TU Berlin und Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt arbeiten daran.

Ein autonom fahrendes Auto muss wie ein Fahrer seine Umgebung wahrnehmen können. Das Ziel der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an der Lösung dieser Aufgabe arbeiten, ist allerdings höher: Ein autonom fahrendes Auto soll seine Umgebung und den Verkehr besser wahrnehmen können, als Menschen es tun.

Im DAI-Labor statten wir bei unserem Projekt BeIntelli Autos, die wir bald autonom vom Kurfürstendamm bis ins Regierungsviertel fahren lassen werden, mit einer Vielzahl von Möglichkeiten aus, um die Umgebung wahrnehmen zu können: Video, Radar und Laserscanner bilden gemeinsam die Umgebung ab. Ferner wird die Strecke digitalisiert werden, sodass das Auto bereits aus größerer Entfernung Informationen über die Verkehrslage erreichen können. Jedes dieser Systeme hat Vorteile, welche die Nachteile der anderen ausgleichen, so dass wir einen präzisen Eindruck der Umwelt gewinnen. Künftig werden Autos zudem miteinander vernetzt sein und sich so zum Beispiel vor Gegenständen auf der Fahrbahn oder Ölspuren warnen können. Wir sind zurzeit dabei, die Daten aufeinander abzustimmen. Das wird uns nicht von heute auf morgen perfekt gelingen, aber durch intelligente, lernfähige Systeme erzielen wir jeden Tag Fortschritte.

Die Datenmengen, die uns die Systeme liefern, sind gigantisch und sie müssen verarbeitet werden. In 5 Sekunden nimmt das Auto so große Datenmengen wahr, wie ein Film bei Netflix zum Download benötigt. Davon wird nicht alles gespeichert, aber es zeigt, dass wir mit alltäglichen Tätigkeiten wie Autofahren in neue Dimensionen der Datenverarbeitung stoßen. Bei allen atemberaubenden Leistungssteigerungen, die wir Jahr für Jahr im Bereich der Computersysteme erleben, können sie nur von sehr schnellen und leider auch sehr teuren Computern verarbeitet werden. In jedem unserer Testfahrzeuge ist der Kofferraum voll mit Edge-Computern, Datenträgern und Kabeln. Für einen Pkw im Alltag sind der Aufwand und die Kosten noch zu hoch. Aber jedes Jahr werden die Computer leistungsfähiger und die Prozessoren schneller, Moore‘s Law greift auch hier. Es ist also nur eine Frage von einigen Jahren, bis sich die Aufgaben, die heute noch von Spezialcomputern gelöst werden, günstiger und kompakter lösen lassen.

Autonome Fahrzeuge sind nicht wie die heutigen Autos Inseln. Sie sind vernetzt: Untereinander und mit einer Zentrale, die ihre Daten auswertet. Die großen Datenmengen müssen allerdings übertragen werden. Dafür braucht es sehr schnelle Mobilfunknetze, die noch nicht überall flächendeckend vorhanden sind: Das im Aufbau befindliche 5G-Netz ist ein guter Anfang, das 6G-Netz, an dem heute geforscht wird und das in Deutschland 2030 in Betrieb gehen soll, könnte den Durchbruch bringen.

Technologisch können wir in zehn Jahren so weit sein, dass wir das autonome Fahren etablieren können. Aber es gibt noch eine weitere Herausforderung: unsere Gewohnheiten.

Wir kennen Autos nur mit einem Fahrer oder einer Fahrerin. Und obwohl autonom fahrende Kraftfahrzeuge sicherer sein werden als von Menschen gelenkte, wird es einige Zeit dauern, bis wir uns daran gewöhnt haben, in einem Pkw entspannt zu lesen, einen Film zu schauen oder ein Nickerchen zu machen. Aber das werden wir schaffen. Wir haben uns auch daran gewöhnt, in jedem Raum Licht zu haben, zu fliegen und statt auf einem offenen Feuer einen Herd zum Kochen zu benutzen.

BeIntelli ist ein vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördertes Forschungsprojekt.